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Der Pool ist fertig!

Projekt "Swimmingpool" - Eine einfache Sache, oder?

Es gibt Dinge, die wirken auf den ersten Blick trivial, ziehen sich dann aber so lange hin und bringen auf dem Weg so viele Probleme und Hindernisse mit sich, dass man am Ende deren Erledigung regelrecht feiert. So ist das mit unserem Swimmingpool.

 

Als wir im Februar hier eingezogen sind, war der Pool noch mit einer dicken blauen Plane zugedeckt. War ja noch fast Winter, also hatten wir keine Eile, das Projekt in Angriff zu nehmen. Lange Zeit habe ich es noch nicht einmal gewagt, die Plane zu lupfen und drunterzuschauen, weil wir wussten, dass der Pool mindestens zwei Jahre nicht in Benutzung war. Es konnte also nur übel darunter aussehen. Und wir hatten auch noch genug andere Sachen auf dem Zettel, die zuerst erledigt werden mussten. Zum Beispiel die Gästezimmer herrichten, die Website bauen, Auto anmelden, etc. pp.

 

Ende März haben wir es dann gewagt und die Plane abgenommen. Was da zum Vorschein kam, entsprach in etwa unseren Erwartungen. Eine stinkende grün-braune Brühe voller Algen, toter Insekten, Blätter, Zweige und schleimigem Dreck. Immerhin war das Milieu gut genug, dass sich ein Frosch darin eingerichtet hatte. Der musste natürlich zuerst umgesiedelt werden. Wir berichteten:

Unsere gute Tat des Tages: Mission "Rette den Frosch".In unserem Pool, den wir gerade in Betrieb nehmen, hatte sich...

Posted by El Camino Verde on Montag, 30. März 2015

Groß-Reinemachen

Danach ging eigentlich nichts auf Anhieb glatt. Zwischen den Pannen hieß es immer wieder w-a-r-t-e-n, w-a-r-t-e-n, w-a-r-t-e-n...

 

Zuerst musste das dreckige Wasser raus. Damit die Pumpe dabei nicht verstopft, musste der grobe Dreck vorher manuell abgefischt werden. Das zieht sich hin, also kann man das nicht in einigen wenigen Stunden schaffen, so dass wir die Arbeit auf mehrere Tage verteilen mussten.

 

Am dritten Tag verabschiedete sich die Pumpe. Abends vorher noch normal abgeschaltet, gab sie am nächsten Tag einfach keinen Mucks mehr von sich. Unser Vermieter kam ein paar Tage später, um sich die Bescherung anzusehen. Er stellte fest, dass zum Glück nicht die Pumpe selbst defekt war, sondern ein vorgeschaltetes Relais. Das Teil war an sich noch OK, aber ein einziger von den fünf Kontakten war so korrodiert, dass er abgebrochen war. Der Rest sah aus wie neu. Trotzdem musste das Relais getauscht werden. Natürlich gibt es sowas nicht im Laden um die Ecke, dafür muss man nach Ronda in ein Fachgeschäft fahren. Drei Tage später war es schon eingebaut, die Pumpe lief wieder.

 

Am folgenden Tag pumpte zwar die Pumpe, aber sie sog kein Wasser mehr aus dem Pool. Der Grund war zwei Tage später auch schon gefunden. Es lag daran, dass die Pumpe nicht "selbstansaugend" ist, was bei dem inzwischen sehr niedrigen Wasserstand dazu führte, dass  zu viel Luft in der Leitung zwischen Abfluss im Pool und der Pumpe war. Ohne Wasser in der Vorkammer saugt die Pumpe nicht. Die Lösung dafür erhielten wir in Form von Hilfe durch Nachbar Arturo, der mir die etwas frickelige Technik zeigte, wie man mit Hilfe eines Wasserschlauchs, der Frischwasser in die Skimmer leitet und rhythmischem Auf- und Zudrehen der Skimmerventile vor der Pumpe dafür sorgt, dass eine Schwingung in die Wasserleitung kommt, mit Hilfe derer mit jedem Schwapp Wasser in der Pumpe etwas mehr Vakuum entsteht, bis die Pumpe genug Kraft hat, das Becken leerzusaugen.

 

Nun war das Becken irgendwann endlich leer und wir konnten mit dem Reinigen beginnen.

 

Bei den Arbeiten fiel mir auf, dass die Lampe der Poolbeleuchtung kaputt war. Natürlich gibt es sowas nicht im Laden um die Ecke, dafür muss man nach Ronda in ein Fachgeschäft fahren. Zwei Tage später war die Lampe eingebaut und leuchtete.

 

Die Reinigungsarbeiten waren eine wahre Sisyphos-Arbeit, denn in der stürmischen Frühjahrszeit wurde ständig neuer Dreck in den Pool geweht. Dann regnete es mal wieder ein paar Tage und man hatte wieder 20cm Wasser im Pool stehen, die raus mussten. Siehe Absatz "Pumpe pumpt nicht".

 

Zudem stellte sich heraus, dass der gemauerte Rand des Beckens ringsum so bröselig war, dass er komplett neu vermörtelt werden musste. Nachbar Arturo, ein vielseitiger Handwerker, übernahm den Job und rückte zwei Wochen später abends an, um mit speziellem Zement die Risse und Spalten zu füllen. Der dabei entstandene Dreck im schon mehrfach gereinigten Pool musste natürlich auch wieder raus.

 

Nach weiteren Regen- und Sturmtagen und erneutem Reinigen und Abpumpen des Schmutzwassers (inzwischen hab ich den Bogen raus, wie das geht) stand als nächste Aufgabe das Abschrubben der Kalkränder am Beckenrand auf der Tagesordnung.

 

Zwei Jahre alter Kalk und Dreck auf dem Vinyl gehen nur mit heftigem Rubbeln und Schrubben widerwillig ab. Die Farbe der aufgedruckten Kachelmuster allerdings auch. Drei Abende hat uns diese Aktion gekostet (am Tag gehst Du nicht bei 30 Grad in ein leeres, weißes Schwimmbecken. Das ist wie ein Sonnenofen da drin. Wenn Du nicht gegrillt wirst, wirst Du zumindest trotz Sonnenbrille halb blind).


Irgendwann waren wir endlich so weit, dass es hätte heißen können "Wasser marsch!". Kleines Problemchen: Die Pumpe im Brunnen unten hatte mittlerweile ihren Geist aufgegeben. Arturo musste zur Ersatzteilbeschaffung bis nach Sevilla fahren. 10 Tage mussten wir ohne Frischwasserzufuhr aus dem Brunnen aus den Tanks leben. Zum Glück reichte der Vorrat, ohne dass ein Gast auf seine Dusche verzichten musste.

 

Da es ziemlich irrational ist, das Wasser vom Brunnen mit Pumpe 1 in die Rerservoirtanks und von da mit Pumpe 2 in den Pool zu bringen, brachte uns Arturo einen langen Verbindungsschlauch, mit dem wir das Wasser direkt vom Brunnen in den Pool leiten konnten. Allerdings hatte er kein Verbindungsstück für den Anschluss. DAS gibt es zum Glück im Laden um die Ecke und schon am nächsten Tag konnte ich die Schläuche verbinden, und am Abend des 14. Mai hieß es dann endlich "Wasser läuft!":

So, fertig geputzt. Ab jetzt heißt es "warten"...Acabamos de limpiar. A partir de ahora sólo se puede esperar...Done cleaning. Now we're going to have to just wait...

Posted by El Camino Verde on Donnerstag, 14. Mai 2015

Warten auf Pump!

Obwohl aus dem zölligen Schlauch schon ordentlich was rauskommt, dauert es sehr lange, bis sich im Becken was zeigt. Immerhin hat es einen Inhalt von ungefähr 42 Kubikmetern. Flaschenhals war ab nun noch der Brunnen selbst, der nach etwa einer Stunde so leer war, dass sich die Pumpe unten sicherheitshalber abschaltete. Dann hieß es 24 Stunden warten bis zur nächsten Schicht.

 

Auf diese Weise wurde es in den nächsten zehn Tagen die abendliche Routine, gegen 19 Uhr das Wasser aufzudrehen und zu beobachten, ob die Pumpe irgendwann Luft spuckt. Dann schnell ausschalten, bevor Schaden droht.

 

Unterdessen hatte ich die Idee, die Umwälzpumpe vom Pool immer etwas mitlaufen zu lassen, um das Wasser zu reinigen, aber stattdessen schien es immer dreckiger zu werden. Außerdem mussten wir ja noch die Elektrolyse-Anlage in Betrieb nehmen. Es handelt sich bei dem Pool nämlich um einen Salzwasser-Pool. Dabei wird per Elektrolyse das im Wasser gelöste Salz in Chlor und Natrium gespalten, das Chlor verrichtet seinen Dienst und reinigt das Wasser. Das erfordert natürlich, dass man dem Wasser Salz hinzufügt.

 

In Olvera gibt es ein Fachgeschäft für solche Sachen, und dort erklärte man uns, man müsse ca. 5kg Salz pro Kubikmeter Wasser einfüllen, um die richtige Konzentration zu erhalten. Bei 42 Kubikmetern Wasser macht das 210 kg Salz. Das verkaufen sie in Säcken zu 25 kg, also brauchte ich deren 9 Stück zu je 6,50 EUR. Hinzu kamen ein Kanister mit pH-regulierender Lösung (vulgo: Säure) und ein Eimer mit Pulver, das die Chlorkonzentration im Wasser stabilisiert (sonst löst die Sonneneinstrahlung das zu schnell heraus). Da das Keschersieb auch schon dreckig und löchrig war, musste ein neues her (sechs-fuffzich), und ein Wasseranalyse-Kit fehlte auch noch (nochmal acht-fünfundneunzig). Ratz-fatz standen 171 EUR auf der Rechnung. So geht's.

 

Jetzt wusste ich nicht genau, ob ich das ganze Salz sofort reinschütten, nach und nach auffüllen, oder erst am Ende zugeben sollte, wenn das Becken voll ist. Ich hatte auch nicht gefragt, aber der Mittelweg erschien mir sinnvoll.

Mehr Dreck!

Jedenfalls wurde das Wasser täglich grüner und dunkler. War es am Anfang noch bläulich klar und frisch, war es nach einer Woche schon fast undurchsichtig. Obwohl ich die Pumpe immer laufenlassen hatte und dachte, der Filter erledigt das. Also Anruf beim Vermieter. Der schickte mir den Mann aus dem Fachgeschäft vorbei, um nach dem Filter zu schauen.

 

Bei diesem Besuch erfuhr ich dann, dass ich a) das Salz erst am Schluss hätte reinschütten dürfen (super, sieben Säcke waren schon drin) und b) dass ich die Pumpe ebenfalls erstmals hätte in Betrieb nehmen dürfen, wenn das Becken voll ist. Anschließend ist eine regelmäßige Reinigung des Filtersandes (--> backwash) UND vor allem anschließend spülen (--> rinse) wichtig, sonst bläst man sich den ganzen Dreck durch die Düsen zurück ins Wasser. Und das ist dann der Nährboden für die Algen, die prächtig gedeihen. Da muss man sich schon arg zusammenreißen, um die Pumpe NICHT anzuschalten, sondern zu warten, bis der Pegel so hoch ist, dass das Wasser bis in die Skimmer läuft. 

Endspurt

Am letzten Montag konnten wir dann Vollzug melden. Becken voll. Die Pumpe durfte nun erstmals wieder laufen, das restliche Salz hinzugefügt werden. Ab jetzt hieß es pumpen, pumpen, pumpen, mehrere Stunden am Stück. Und immer wieder Dreck abschöpfen und den Boden schrubben. Bis vorgestern (Mittwoch) sah es noch nicht so aus, als würde das so bald besser werden, aber auf einmal schien das Chlor zu wirken und die Algen nach und nach zu lösen. Man konnte mit jedem Pumpenlauf alle paar Stunden sehen, wie viel klarer das Wasser wurde. Und inzwischen ist es endlich so weit. Nach "nur" acht Wochen, die die Aktion gedauert hat: Der Pool ist einsprungbereit! YAY! :-D

 

Wir hatten auch schon Gäste da, die sich am Grün im Wasser nicht gestört haben. Einer war ein Niederländer, der zuhause in den Kanälen schwimmt. "Verglichen mit da ist das hier brilliant klar. Super, das Wasser!", sagte er am Mittwoch.

 

Wenn das so ist... ich bin jedenfalls froh, dass damit endlich ein Meilenstein geschafft ist. Denn den Pool bisher auf den Fotos für unsere Annoncen und die Website zu verstecken, obwohl er eigentlich eine der Hauptattraktionen unseres Angebots ist, war schon doof irgendwie. :-D

 

Ich geh dann mal baden. Bis bald zum nächsten Blogeintrag!

Sascha

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